für B. nachträglich zum Geburtstag
Michelangelo betrachtete den riesigen Marmorblock, fasziniert von den Formen, die sich daraus befreien wollten. Dann schuf er, dem folgend, was er sah, ein Meisterwerk.
Dabei interessierte ihn weder die Härte des Materials, noch die körperliche Anstrengung oder die Zeit, die er verbrauchte. Er arbeitete ohne inneren Widerstand, ohne Zweifel, ohne Sorgen. Seine Aufmerksamkeit blieb ganz ausgerichtet auf die Vision, die unter seinen Händen Gestalt annahm.
Wir alle müssen finden, was wir zutiefst bejahen und ihm erlauben, durch uns in die Welt zu strömen. Das gelingt aus einer Haltung heraus, die nicht im Kampf mit der Gegenwart wurzelt. Eine Haltung, die den Schatten und das Licht wahrnimmt, die Liebe ebenso wie die manchmal schrecklichen Verwirrungen der Liebe. Wie Michelangelo den Stein so nahm, wie er war, müssen wir das Leben mit all seiner Brüchen, Unvollkommenheiten und Herausforderngen annehmen und in ein Kunstwerk verwandeln.
Wenn wir in einer Haltung des Widerstands leben und gegen die schon tausendmal gebrochene Welt um uns herum kämpfen, verstärken wir das, was wir bekämpfen und nähren die Schwäche, die Mutlosigkeit und den Hass in uns.
Kämpfe für das, was du liebst, für das, was dir wirklich wichtig ist.
Kämpfe dafür, die Veränderung zu sein, die du in der Welt sehen willst.
Kämpfe dafür, dein gebrochenes Herz immer wieder zu öffnen.
Die Welt verwandelt sich in das, was wir in ihr sehen. So stark ist die Kraft unserer Aufmerksamkeit. Mit jedem Ausatmen stirbt eine alte Welt, mit jedem Einatmen erschaffst du sie aufs Neue.
Was siehst du?
Worauf richtest du dich aus?
Lebe im Vertrauen: das Werk war vollendet, bevor Michelangelo den ersten kleinen Splitter aus dem Stein schlug.
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