Unsere Wirklichkeit ist gehalten in Stille. Alles, was endlich ist, kommt aus und geht in Unendlickeit. Das Unendliche hat viele andere Namen wie Bewusstsein, Gott oder Tao, doch niemand weiß, was es ist.
Die alten Tarotmeister mit ihrem Sinn für Humor haben es deshalb „Narr“ genannt. Vielleicht, weil sie intuitiv verstanden, dass das Leben ein Spiel ist, das allerdings mit ganzem Einsatz und ganzer Kraft gespielt sein will. Für dieses Spiel gibt die Karte „Der Narr“ einige Hinweise:
Der Narr reist mit leichtem Gepäck.
Weil man sich auf das Unbekannte nicht vorbereiten kann, braucht er wenig.
Weil er wenig braucht, berührt er die Welt sanft und ohne Gier,
genießt gleichermaßen ihre Schönheit und Vergänglichkeit.
Weil seine Berührung sanft ist, haftet er nicht an dem Flüchtigen,
beharrt auf nichts und erwartet nichts.
So bleibt das Fließen der Welt erhalten, kein Leid entsteht.
Weil er die Welt als ewig fließenden Wandel erkennt,
führt jeder seiner Schritte ins Unbekannte.
Im Gehen formt sich die Welt unter seinen Füßen,
beatmet ihn, ernährt ihn, schläft mit ihm und erwacht in ihm.
Weil er dem fließenden Wandel der Welt vertraut,
macht er sich keine Sorgen, braucht weder Hoffnung, noch Furcht,
weder Vergangenheit, noch Zukunft.
Ohne Vergangenheit und Zukunft lebt er im ewigen Jetzt,
ist Alles und Nichts,
Leere und Erfüllung.
Die Karte des Narren strahlt Heiterkeit und Gelöstheit aus. Er sieht aus, als nähme er nichts und niemanden besonders ernst, vor allem nicht sich selbst. Eine Erinnerung daran, mich nicht zu tief in Meinungen und Sichtweisen zu verstricken, sondern darauf zu besinnen, was wesentlich und wahr ist, alles andere zu hinterfragen und mit leichtem Gepäck weiterzugehen.
Wie kann ich gerade jetzt meine Erwartungen und Vorstellungen beiseite lassen und mich dem Wunder einfacher Gegenwart öffnen? Wie kann ich lieben, was ist, ohne die Liebe an Erwartungen und Hoffnungen zu knüpfen und ein Geschäft daraus zu machen?
Der Narr liebt um der Liebe willen, einfach, weil es seine Natur ist. Er weiß, dass sich die Welt in Dualität entfaltet und liebt alle Polaritäten und Paradoxien, die es dazu braucht. Er hat keine Angst vor Abgründen, nicht vor denen in seinem Inneren und nicht vor deinen. Dankbarkeit für das Wunder, lebendig, fühlend und schöpferisch zu sein, durchstrahlt sein Wesen.
Stelle Dir vor, du gehst heute mit Leichtigkeit durch dein Leben, fließend, frei.Genieße dein Schritte, tritt sanft auf. Spüre deinen Atem kommen und gehen. Spüre auch den Schlag deines treuen Herzens und das sanfte Strömen, das von der Mitte deines Brustbeins ausgeht. Nimm die Stille hinter deinen Gedanken wahr. Öffne dich ihr mit allen Sinnen und dann, ganz plötzlich, ist die Liebe da.
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