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Autorenbildralf hanke

22 wege zu lieben #2 der Turm

Aktualisiert: 26. Mai 2020


Es ist eine Binsenwahrheit, dass alle Formen und Lebewesen sich permanent verändern. Manche, wie der große Findling im Garten, langsamer, andere schneller. Unsere Körper sind ein sich ununterbrochen wandelnder Prozess und bewegen sich, wie alles, was in Raum und Zeit geboren hinein wird, auf ihre Auflösung in der Stille zu, die sie hervorgebracht hat.


Inmitten dieser ungeheueren und im Grunde unbegreiflichen Dynamik von Entstehen und Vergehen sucht der Verstand nach Ruhe, festen Strukturen und etwas Sicherheit. Er entwickelt Theorien, wie er das erreichen kann und hat allgemein Vorstellungen darüber, wie die Welt ist und vor allem zu sein hat, damit er sich in ihr nicht so verletzlich fühlt. Im Laufe der Zeit verwechselt er seine Ideen, Erwartungen und Hoffnungen, aber auch seine Erinnerungen mit der Wirklichkeit. Er glaubt, die Welt ist so, wie er sie sich vorstellt.


An dieser Stelle trifft der Blitz den Turm, zerstört unsere Krone aus Ansichten, Vorurteilen und konditioniertem Denken, an der wir meist sehr schwer tragen, ohne dass uns das bewusst ist und beendet alle Illusionen. Das kann sehr erschreckend sein und mit großen Schmerzen und Ängsten einhergehen und doch beginnt in diesem Augenblick die Heilung. Wir stürzen aus dem Wolkenkuckucksheim unserer Geschichten über das Leben zurück in seine unmittelbare Wirklichkeit. Eine Krankheit, eine Trennung, ein Verlust, den wir erleiden, vielleicht sehen wir auch nur einen Adler über uns kreisen und plötzlich ist nichts mehr so, wie es war. Wir sind im freien Fall und können gerade nicht mehr tun, als uns der Offenheit und Weite, die damit einhergehen zu stellen.


Das Tun der Liebe, um auf die Fragestellung unseres Tarotprojektes einzugehen, besteht darin, selbst der Blitz zu sein. Du bist das Leben selbst und soviel stärker, kreativer und liebevoller als alle deine Annahmen und Erklärungen darüber. Lass sie deshalb immer wieder los und weiterziehen wie Wolken am Himmel und berühre die Welt, die Menschen und Wesen sanft und unmittelbar aus dem Herzen heraus.


Es geht nie darum, das Leben zu erklären, es geht nicht darum, recht zu haben, auf Meinungen und Standpunkten zu bestehen, oder nach Schuld und Schuldigen für den Schmerz zu suchen, den Existenz unweigerlich mit sich bringt. Du bist viel größer als das.

Es geht um die kleine Geste der Freundlichkeit, dir und anderen gegenüber, die jetzt möglich ist. Es geht darum, dass eine kleine Bewegung aus dem Herzen heraus mehr bewirkt als tausend Worte. Es geht darum die Filter unserer Angstgedanken und Projektionen abzunehmen und unmittelbar aus dem Herzen wahrzunehmen, darum, langsamer, offener und sanfter zu sein, statt immer schneller, hektischer und härter zu werden. Es geht um die Disziplin, alle unsere Gedanken immer wieder in Frage zu stellen und auf die Weisheit zu vertrauen, die sich aus der Stille darunter entfaltet. Es geht darum, dass wir Gott oder dem Mysterium unseres Lebens nicht näherkommen, indem wir uns, wie in Babel, in immer höheren intellektuellenTürmen verschanzen, sondern dass wir die Verbundenheit allen Seins als unsere wahre Natur begreifen und ihr mit jedem Atemzug und jeder Handlung dienen. Nur darin liegt Größe, nur darin kann sich wahre Intelligenz zeigen.


Je mehr wir uns mit unserem Intellekt, bei all seiner Nützlichkeit in praktischen Dingen, identifizieren, desto weiter entfernen wir uns von dem Wunder des Lebens und von der Liebe. Das Schöne an dem Fall der Figuren in der Karte ist, dass sie nie tiefer fallen als in die Wirklichkeit. Sie landen im hier und jetzt und verstehen, dass der Turm in all seiner Mächtigkeit nie mehr als eine Illusion war. Sie landen genau dort, wo sie nie sein wollten und erkennen es als ihr eigentliches Zuhause. Sie lachen und nennen ihr Zuhause Liebe.


Erinnere dich an eine Zeit, in der der dein Turm vom Blitz getroffen wurde.

Erinnere dich an einen tiefen Fall in deinem Leben.

Was hast du damals empfunden?

Wie siehst du es heute?


Welche deiner Ansichten sind für dich unverzichtbar?

Wer bist du ohne sie?

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