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  • Autorenbildralf hanke

22 WEGE ZU LIEBEN #4 Der Teufel


Die Karte „Der Teufel“ erinnert an unseren Schatten, an alles, was wir im Dunkeln verborgen halten und was umso teuflichscher und erschreckender erscheint, je weniger wir uns trauen, es wahrzunehmen, zu fühlen und von Bewusstheit durchstrahlen zu lassen. Wo wir ohne Empathie für uns und andere Wesen handeln, nähren wir den Teufel individuell und kollektiv. Die Dämonen und Schatten in uns und der Welt werden um so größer, je mehr wir sie verleugnen oder auf andere Menschen projezieren, statt erwachsen zu werden und Verantwortung dafür zu übernehmen.


Der Teufel erinnert uns auch an unsere Trägheit in vielen Bereichen und das Verharren im Bekannten, selbst wenn wir dadurch leiden und die Fassade kaum noch aufrecht erhalten können. Leben braucht Mut. Den Mut, die Ketten abzustreifen und das bequeme, scheinbar sichere Verharren im Altbekannten aufzugeben. Leben kennt auch keinen Stillstand. Es ist ein unendlicher Tanz und erfordert, dass wir unsere Improvisationgabe, Leichtigkeit und Offenheit gegenüber dem Mysterium, das wir sind, trainieren. Andernfalls fühlt es sich wie ein Mühlstein um den Hals an und wir bleiben in unserer Konditionierung gefangen.


Letztlich entscheiden Qualität und Ausrichtung unserer Aufmerksamkeit darüber, ob wir von dem Engel der Liebe geleitet oder von dem Teufel der Angst versklavt werden.


Heute ist ein guter Tag, etwas überraschendes und liebevolles zu tun:


Gestehe dir zum Beispiel die Scham ein, die du solange mit dir herumschleppst. Sei sanft und so offen wie möglich. Werde dir bewusst, wo in deinem Körper du sie fühlst. Versuche nicht, etwas daran zu verändern. Berühre sie mit deinem Atem und bleibe bei ihr, solange es dauert.


Oder denke an Menschen, die du verachtest. Werde dir bewusst, dass Verachtung einhergeht mit einem Blickwinkel von Dehumanisierung und Verallgemeinerung. Wir sehen nicht mehr primär ein anderes menschliches Wesen, sondern abstoßende Denk- und Verhaltensweisen. Spüre die Verachtung in deinem Körper, dann öffne dein Herz der schlichten Tatsache, dass es um andere Menschen geht. Menschen, die wie du mit dem Leben kämpfen und vielleicht sogar, wie du, überzeugt sind, ihr Bestes zu geben. Menschen, die, wie du, verletzt sind und und von Narben gezeichnet. Du musst ihre Gedanken und Handlungen nicht gut finden und kannst doch dein Herz ihrem Menschsein öffnen. Entwickle Empathie für diese Menschen. Stelle dir vor, du müsstest, wie es ein altes indianisches Sprichwort vorschlägt, einen Tag in ihren Schuhen laufen. Was verändert sich dadurch?Es kann einige Zeit dauern, bis diese Übung Früchte trägt. Das ist völlig in Ordnung. Lass dir Zeit. Es ist das Üben, das die Ausrichtung deiner Aufmerksamkeit verändert und den Teufel schrumpfen lässt.


Denke auch an das, was du in dir verachtest. Ein Verhalten, eine Sucht, eine Schwäche oder etwas, dass du getan hast. Wo in deinem Körper nimmst du diese Verachtung wahr? Öffne ihr dein Herz und spüre den Gefühlen nach, die sonst noch damit verbunden sind. Das können beispielsweise Trauer, Wut, Scham oder Angst sein. Halte sie mit liebevoller Aufmerksamkeit, die nichts will, nichts erwartet und alles erlaubt. Sei so freundlich wie möglich. Wenn die Zeit reif ist, stelle dir vor, wie du die Ketten von Verachtung und Scham abnimmst. Du kannst sie jederzeit wieder um deinen Hals legen. Aber jetzt nimmst du sie ab und wirst dir gewahr, wie sich dein Leben ohne diese Ketten anfühlt. Wird es heller oder dunkler? Fällt es dir schwerer oder leichter, zu lieben und der Liebe zu vertrauen?


Wenn wir das Verdrängen, Ignorieren oder Projezieren unliebsamer Gefühle beenden, wird viel Kraft, die darin gebunden ist, frei. Sie beginnt zu strömen und erinnert sich ihrer ursprünglichen, liebenden Natur.

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